Das Leben der Malerin Irma Ebert

geb. Bierhals (1901-1989)

Malerin Ima Ebert (geb. Bierhals) aus Nürnberg
Malerin Ima Ebert (geb. Bierhals) aus Nürnberg

einzige Tochter des Nürnberger Kaufmanns & Fabrikanten Carl Bierhals sowie seiner Frau Luise, geb. Engelhardt.
Als Kind war sie oft krank, litt an Mittelohrentzündung, eitrigen Infekten und fehlte deswegen oft in der Schule. Mit 4 Jahren fiel erst auf, dass sie kein Zäpfchen hatte, wurde operiert und bekam ein künstliches Zäpfchen eingesetzt; aus der Wange wurde dafür Fleisch entnommen.
Ursprünglich sollte sie in der elterlichen Nürnberger Schokoladenfabrik „Noris-Schokoladen“ zur Kauffrau ausgebildet werden. Dagegen verwehrte sie sich. Also wurde sie von den Eltern als Schwesternschülerin in eine Klinik nach Norddeutschland geschickt. Dort arbeitete sie als OP-Schwester, bis sie an Diphtherie erkrankte und nach Nürnberg zurückkehren durfte. Als Geschichte wird sie später ihrer Tochter erzählen, dass sie sich absichtlich ans zugige Fenster gesetzt habe, um krank zu werden und wieder heim zu dürfen. Dabei habe sie einen Brief ihres Freundes Otto Ebert, der in München Architektur studierte, gelesen. In dem Brief habe dieser ihr ein blutiges Haarbüschl als Beweis seiner Tapferkeis als Mitglied einer schlagenden Verbindung geschickt. Nach der Episode mit dem Fenster sei sie schwer erkrankt und wurde nach Hause gebracht.
Im September 1922 heiratete Irma Otto Ebert, der inzwischen im Büro seines Vaters Hans in der Karolinenstr. 25 in Nürnberg als Architekt arbeitete. Im Architektur-Büro gestalte sie die Papiermodelle der Bauten der beiden Architekten. 1935 brachte sie Tochter Ursula zur Welt.
Ihre Leidenschaft war seit jeher das Malen – so hatte sie sich bereits als Schulkind die Zeit im Unterricht (ob ihres schlechten Gehörs) mit Zeichnen vertrieben. Im Gegensatz zu ihrem Vater war ihre Ehemann Otto ihrer Malerei zugetan.
Während sie im Alltag in Nürnberg wenig malte, nutzte sie den Jahresurlaub mit ihrer Tochter in Oberbayern zum Malen von Lanschschaften. Von ihrem ersten Bild, welches sie verkauft hat, bekam die 4jährige Tochter Ursula in Garmisch eine teuere Käthe Kruse-Puppe geschenkt.
Erst als ein Hausmädchen eingestellt worden war, konnte sie einmal pro Woche in Nürnberg einen Abendmalkurs besuchen, wo ein Modell zum Portraitieren zur Verfügung stand. Das war der Beginn ihrer Portrait-Malerei.
Im Krieg wurde die Wohnung in der Karolinenstraße 1943 zerbombt. Irma zog mit dem Kind aufs Land in Pruppach bei Neumarkt/Opf. Während der Evakuierung malte sie fränkische Landschaften. Den Einmarsch der Amerikaner erlebte sie in Wendelstein, wo sie mit ihrem Ehemann zwei Zimmer in einem Ärztehaus bezogen hatte. Nachdem die Amerikaner Deutschland besetzt hatten, kam sie auf die Idee, nach Passbilder die Frauen der Soldaten gegen Nahrungsmittel und Zigaretten zu portraitieren. Mit Erfolg. Später portraitierte sie die Gattinnen von Offizieren. Es fiel ihr allerdings schwer, einen Preis für ihre Arbeiten zu bestimmen, und sie fragte ihre damals 12 Jahre alte Tochter um Rat.
Nach der Selbsttötung ihres Mannes zu ihrem Geburtstag am 28.1.1948 (sie fand ihn aufgehängt an der Teppichstange im Hof in Wendelstein) übergab Irma das Architekturbüro an den späteren Nürnberger Stadtbaumeister Schmeißner.
Nach Heirat und Auszug ihrer Tochter 1956 ging sie für eineinhalb Jahre als Hausdame zu einer italienische Baroness nach Italien. Danach weilte sie für ein Jahr bei ihrer Tante Frieda Mount in New York und Nantucket, 50 Kilometer südlich von Cape Cod (Massachusetts). Weiter verbrachte sie ein Jahr in einem gemieteten Steinhaus auf Ibiza mit zwei Damen (eine davon war eine Malerin aus Nürnberg, die ein Inserat aufgegeben hatte: „Begleitung für ein Jahr Ibiza gesucht“). Sie freundete sich mit der dortitigen Dorflehrerin an, welche sie portraitierte. Von dieser wurde sie zum Porträtieren nach Madrid eingeladen. Auf Ibiza radelte sie mit dem Fahrrad die Insel nach Motiven ab. Auf ihren Reisen (später z.B. Norwegen, Südtirol, Yugoslawien) entstanden zahlreiche Bilder.
Wieder in Nürnberg (Bleichstraße 10a, zwei Zimmer im 3. Stock) trat sie in den regionalen Maler-Verein bei.
Ihre verkauften Arbeiten, vorwiegend Portraits, ließ sie von einem Nürnberger Fotografen ablichten, um Erinnerungen an verkaufte Bilder zu haben. Später im Altenheim bei beginnender Erblindung begann sie diese Aufnahemen aus Verzweiflung zu zerreissen.
1973 zog sie zu ihrer Tochter in eine Eigentumswohnung nach Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz).
Wegen der eintretenden Erblindung bezog sie mit 76 Jahren ein Zimmer im Seniorenheim. Als ihre Tochter sie einmal fragte, was sie sich noch wünsche am Ende ihres Lebens, antwortete sie: „Noch einmal meine Bilder sehen können“. Trotz ihrer Erblindung war sie immer noch in der Lage nach der Beschreibung ihrer Bilder alle Einzelheiten zur Entstehung des beschriebenen Bildes zu erzählen.
Sie starb im Alter von 89 Jahren.

 




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