ACT - Akzeptanz- und Commitment-Therapie

ACT nimmt als verhaltenstherapeutischer und achtsamkeitsbasierter Ansatz eine lebensbejahende und grundsätzlich menschenfreundliche Haltung ein: es ermuntert, uns für ein reicheres Leben zu engagieren, an unseren persönlichen WERTEN zu orientieren und unseren tiefen Sehnsüchten auf flexible und langfristig gesunde Weise nachzukommen. UND nicht erst zu warten, bis wir uns besser fühlen! Stattdessen wird in ACT die ganz "normale" automatische Reaktion, wirklich unangenehmes inneres ERLEBEN zu vermeiden, zwar nicht als Ursache des "Problems", jedoch als eigentliches Problem betrachtet. Der Verstand - diese geniale Problemlöse-Maschine - sucht nach Lösungen, um schmerzhafte Empfindungen, Gefühle, Gedanken oder Erinnerungen wegzukriegen (siehe --> REGELN des Verstandes). Wenn wir seinen Regeln blind (wie im Autopilot-Modus) folgen, zahlen wir langfristig einen ungünstigen Preis dafür. Denn das Wegkriegen von wirklich unangenehmem inneren Erleben kann uns so in Beschlag nehmen, dass wir uns gleichzeitig überhaupt nicht mehr für das engagieren, was uns im Leben wichtig ist. Stattdessen verschließen wir uns, vermeiden, werden passiv oder folgen impulsiv den "Lösungen", die uns sofort ein angenehmeres Erleben bescheren sollen: z.B. sich glücklich Naschen, Fernseh gucken, Internet surfen, Sex, Rückzug, Aggressivität, Alkohol, Drogen ...

Wenn wir jedoch bereit sind, uns gegenüber wirklich unangenehmem inneren Erleben (z.B. Ängsten, innerer Leere, Scham und Minderwertigkeitsgefühlen, traumatischen Erinnerungen) bewusst zu öffnen, mitfühlend zu beobachten und sanft zu halten (statt versuchen wegzukriegen), dann ist es möglich, ebenso bewusst außerhalb des gewohnten Regelwerkes des Verstandes HINZU zu handeln - und zwar Mini-Schritt für Mini-Schritt in Richtung der eigenen WERTE (d.h. in Richtung was unser Leben langfrisitg WERTvoll macht). ACT ermöglicht es, hierfür Fertigkeiten zu trainieren, um immer öfter diese Art von Handlungen umzusetzen.

Dieser Animationsfilm zeigt, wie wir versuchen, unangenehmen Gefühlen auszuweichen. Das ist normal. Er zeigt allerdings auch, dass wir als Preis für diese normale Reaktion nicht das Leben führen, was wir aus tiefstem Herzen heraus führen wollen. Er zeigt vor allem, was wir tun können, um uns für ein erfüllteres Leben zu engagieren. Damit veranschaulicht er die Grundidee der wissenschaftlich fundierten Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)

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ACT auf einen Blick
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weitere Infos zu den Fertigkeiten, die mit ACT trainiert werden:

zu --> ACT-Bausteine psychischer Flexibilität


Was ich mit ACT in die Welt bringen will

Psychotherapeut Reimer Bierhals praktiziert ACT in eigener Praxis in Bamberg.
ACT soll helfen den Brückenschlag zu machen: mit mir als Therapeut experimentieren abseits der gewohnten Regeln des Verstandes und dann die Brücke in den Alltag schlagen. Bild Michael Zawada / pixelio.de

 

Mir liegt daran, mit ACT das Leben in die Praxis hereinzuholen. Ich möchte die Probleme meiner KlientInnen nicht als „gestört“ betrachten, sondern als „Lösungsversuche“, die aus ihrer Geschichte heraus funktional nachvollziehbar sind. UND die zutiefst menschlich sind in ihrem Bestreben, unangenehmes inneres Erleben zu beseitigen. Allerdings möchte ich es auch als Lösungsversuche betrachten, welche im Hier&Jetzt verhindern, konkrete Schritte in die persönlich WERT-geschätzte Richtung zu gehen. Sie verhindern, sich für ein erfülltes Leben zu engagieren. Ich will mich mit ACT auf Augenhöhe in die Perspektive meiner KlientInnen begeben und mir dabei bewusst bleiben, dass ich selbst immer wieder automatisch zu den gleichen „Lösungsversuchen“ greife.

 

Verhaltenstherapie mit ACT findet im Hier&Jetzt statt: Dafür brauche ich mit ACT keine Experten-Maske aufsetzen und mich hinter ACT-Arbeitsblättern verstecken. Sondern ich kann mich als Person als Verstärker-Quelle für meine KlientInnen mit meinem persönlichem Erleben einsetzen, ohne dabei vortäuschen zu müssen, dass ich meine eigenen Ängste, Minderwertigkeits-Gefühle und mein eigenes Vermeidungs-Verhalten ein für alle mal hinter mich gelassen hätte. Stattdessen kann ich mit dieser lebensbejahenden Therapie-Richtung mit KlientInnen im Hier&Jetzt experimentieren, ausprobieren, die Perspektiven wechseln und immer wieder eine mitfühlende Beobachter-Haltung sowie eine menschliche Verbindung im Therapie-Zimmer etablieren, damit meine KlientInnen sich trauen, Stück für Stück mir gegenüber emotionale Risiken eingehen. Und sich vor allem immer mehr trauen, die Brücke zu dem Leben außerhalb des Praxis-Zimmers zu schlagen.

 

In diesem Brückenschlag geht es darum, dass sie sich dann auch in den anderen Kontexten ihres Lebens, gegenüber wichtigeren Menschen als ich es für sie bin, HINZU-Verhalten riskieren. Und gleichzeitig die mitfühlende Beobachterhaltung praktizieren, um erfahrungsbasiert zu merken, welche konkreten Handlungen in den verschiedenen Situationen tatsächlich in die WERT-geschätzte Richtung führen. Es geht nicht darum, gewohnte Regel des Verstandes blind zu folgen und zu hoffen, dass sie endlich funktionieren. Es geht darum, Handlungen außerhalb der bisherigen Regeln zu riskieren und das eigene Regel-Lexikon um die Handlungen zu erweitern, die langfristig zufriedener machen. Das kostet die Bereitwilligkeit, kurzfristig unangenehme Gefühle zu spüren.

 

Dieser Brückenschlag ist es: das Leben in das Praxis-Zimmer zu holen sowie die Erfahrungen in den Alltag und retour zu tragen: das will ich mit ACT in die Welt bringen!

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